Dienstag, Juni 26, 2007

EnergieSchweiz zeigt Wirkung

Unter dem Druck der CO2-Abgabe und des hohen Ölpreises wächst die Bereitschaft, an EnergieSchweiz teilzuhaben. Das Aktionsprogramm hat seine Wirksamkeit 2006 weiter gesteigert - um 23 Prozent.

Zur Einsparung einer Kilowattstunde mussten 2006 nur noch 0,2 Rappen an Fördermitteln von EnergieSchweiz aufgewendet werden, heisst es heute in einer Mitteilung der Projektverantwortlichen. Vor drei Jahren lag dieser Wert bei 0,6 Rappen.
Die Wirkung der freiwillig umgesetzten Massnahmen beziffert EnergieSchweiz für 2006 auf rund 4300 Terajoule (Vorjahr: 3500) - und dies bei gleich bleibenden finanziellen Mitteln von 42 Millionen Franken. Mit diesem Budget löste EnergieSchweiz zusammen mit Partnern 2006 Bruttoinvestitionen von rund 1,05 Milliarden Franken aus.



Wenn das mal nicht gute Nachrichten sind. Und es lässt einen erahnen, wie gross das Wachstumspotenzial durch die Wende zur Nachhaltigkeit sein könnte.
Ich erinnere einmal mehr an Österreich: Dort sind gemäss ORF die Umwelttechnologien die am schnellsten wachsende Branche, 35'000 Stellen wurden in kurzer Zeit geschaffen.
In den USA startete z.B. GM eine Energiespar-Initiative, etliche Konzerne und Bundesstaaten fordern schärfere Vorschriften - sie haben gemerkt, dass Umweltschutz sich durchaus lohnt. Und sei es nur durch die Einsparungen bei den Energiekosten.

Bei uns allerdings herrscht die "Stromlücke" - ein Gespenst geht um im Lande. Was auch nicht erstaunt, wenn man sieht, wie viele (bürgerliche) ParlamentarierInnen in den Verwaltungsräten der Energiekonzerne sitzen.

Und man bringt weiterhin ganz selbstverständlich Stromfresser auf den Markt, als ob nichts wäre, wie zum Beispiel die Set-Top-Boxen für das Digital-TV zeigen.
Oder dann der Verbrauch der Neuwagen, den die Autoindustrie nicht mal auf den vereinbarten Minimalkompromiss zu senken in der Lage sein will.

Aber eben: "Stromlücke!"; "Freiheit!", "Nach uns die Sintflut!"




EnergieSchweiz ist ein Aktionsprogramm für Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Der Bund arbeitet mit Kantonen, Gemeinden und zahlreichen Partnern aus Wirtschaft, Umwelt- und Konsumentenorganisationen zusammen. Das Aktionsprogramm löste das seinerzeitige Projekt Energie2000 ab. Es soll gemäss Auftrag des Bundesrates mit der Förderung intelligenter Energienutzung und erneuerbarer Energien eine nachhaltige Energieversorgung erreichen.

Tagi

Montag, Juni 11, 2007

Juhui, "Krieg gegen den Terror"!

Der viel geschmähte "Krieg gegen den Terror", den die USA und ihre Vasallen und Pudel ausgerufen haben, hat auch sein Gutes: Die Waffenindustrie floriert!

Der von den USA ausgerufene «Krieg gegen den Terror» hat die weltweiten Ausgaben für Waffen auf einen neuen Rekord getrieben. 2006 wurden 1,5 Billionen Franken für militärische Zwecke ausgegeben.

Wie das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri heute mitteilte, waren dies 3,5 Prozent mehr als 2005. In den letzten zehn Jahren waren die Rüstungsausgaben weltweit um 37 Prozent gestiegen.
Die USA gaben im letzten Jahr umgerechnet 655 Milliarden Franken für militärische Zwecke aus und standen damit allein für 42 Prozent der weltweiten Rüstungsausgaben.
TA

Jupi! Prosperität!
Da vermögen wir immerhin locker die 60 Milliarden, die von den G8-Gipfeli Afrika zugesprochen wurden.

Hand aufs Herz: Ist die Offensichtlichkeit der "Kriegs"-Motivation trotz aller Gewöhnung nicht immer wieder erschreckend?

Und ist es wirklich nötig, an dieser Stelle wieder einmal an den guten alten Bührle zu erinnern? (Der im Zweiten Weltkrieg, als er praktisch ausschliesslich für die deutsche Wehrmacht produzierte - 1940, 1941 und 1942 z. B. in der Höhe von jeweils über 200 Millionen -, sein Privatvermögen von 24 Millionen im Jahre 1940 auf 127 Millionen im Jahre 1944 vermehrte.)

Oder an Ike Eisenhowers Warnung vor dem militärisch-industriellen Komplex?

Die Replik

Meine Antwort auf einen Poster, der mir auf Ignoranz.ch vorwarf, ich habe Hass auf die Autos, und meinte, in Zürich habe am 1. Mai das falsche Auto gebrannt.

Du willst es nicht verstehen, gell?

Die Aggressivität geht zuallererst von den Autölern aus - so viel Platz nehmen sie ein im öffentlichen Raum! Die Luft ist so schlecht! Wenn ich mich zu Fuss durch die Stadt bewege, stehe ich alle Minuten wieder still und warte, bis die Ampel beschliesst, auf eine der lächerlich kurzen Fussgänger-Grünphasen zu schalten; gehe ich aus dem Haus, werde ich zugedonnert mit infernalischem Lärm. Drei Katzen habe ich letztes Jahr an die Strasse verloren, meine Schwester wurde auf dem Zebrastreifen überfahren und überlebte nur mit Glück.
Und da kommst du und findest meinen Hass “kritisch”? Ich und ganz viele andere sind nicht mehr gewillt, die Selbstverständlichkeit hinzunehmen, mit der die Autöler uns unseren Raum und unsere Lebensqualität wegnehmen.
Hass? Ja. Aber er ist nur eine Reaktion auf die von den Autölern ausgeübte Aggressivität, ihre Skrupel- und Bedenkenlosigkeit und den unbedachten Egoismus. Egal, wie einer fährt: Schon die schiere Masse der Blechlawine genügt.

Jedes Auto, das brennt, ist das falsche. Aus ökologischen Gesichtspunkten genauso wie unter dem Gesichtspunkt des Rechts auf Eigentum.
Gleichwohl ist es schräg, dass das “Recht” auf den Besitz einer beliebig grossen, beliebig stinkenden (z.B. Zweitakter) Kiste höher eingestuft wird als das Recht auf weniger Lärm, bessere Luft und gefährdungsfreie Fortbewegung.

Freitag, Juni 08, 2007

Bushs Sensibilität

Etwas Lustiges sah ich gestern in den Nachrichten eines dritten deutschen Senders.
Da trafen doch die J8 auf die G8, das heisst, es gab eine Photo-Op für die Regierungschefs, wie sie ganz offen mit Jugendlichen aus aller Welt diskutierten. Dabei sprach Bush mit einem jungen Afrikaner und befragte ihn über seine Familie.
Der Jugendliche sagte, sein Vater sei Fahrer, er aber habe das Glück einer besseren Ausbildung. Worauf Bush nichts Besseres einfiel als: "Dann wirst du vielleicht einmal mich fahren können!"

So viel zur Gedankenwelt und zur Sensibilität des "mächtigsten Mannes der Welt".

Was n Kamel!

Nun, immerhin den Magen seines Patentiers scheint er nicht übernommen zu haben: Er liegt nämlich schon flach:
Financial Times

Erst die Formel 1 - nun überbieten sich die Humoristen wieder mit "Ökologie"

Die FDP will das Benzin verteuern, um den CO2-Ausstoss zu senken. Im Gegenzug sollen Motorfahrzeugsteuern abgeschafft werden. Die Idee könnte im Parlament eine Mehrheit finden. Auch andere bürgerliche Parteien setzen im Wahljahr auf ökologische Forderungen.

Tagi


Die Lustigen! Wie haben wir solche Windfahnen nur verdient?
Ach, wenn wenigstens die Hoffnung bestünde, dass sich im Herbst grundlegend etwas änderte!



Weltende

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei.
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei,
Und an den Küsten - liest man - steigt die Flut.

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.

Jakob van Hoddis


Teureres Benzin, und das von der FDP. 20 Rp. werden aber nicht reichen, um die Motorfahrzeugsteuern auszugleichen.
Und sind das nicht kantonale Steuern?
Wie viel hat die Partei wohl überlegt?

Wenn sies nur im Mindesten ernst meinten mit dem Umweltschutz! Aber nein, man will ja auch das Verbandsbeschwerderecht abschaffen.

Wie offensichtlich verlogen darf man politisieren, bis der Bürger etwas merkt?

Ich weiss schon, weshalb ich links wähle.

Nationaler Humoristenrat beschliesst: Formel 1, juhui!

Lustige Sachen machen unsere Schildbürgerlichen, immer so zeitgemäss und wohldurchdacht - und mit extremen Realisierungschancen.

Der neuste Streich: Giezendanners Formel-1-Bubentraum wurde von der grossen Kammer gutgeheissen. Der rasende Transporteur mit Rennlizenz will, kaum dem Toupet entwachsen, Formel-1-Rennen in der Schweiz durchführen.
Lustig. Da zügelt der Formel-1-Zirkus immer mehr in den asiatischen Raum, weil dort der Markt ist und weniger Werbeverbote bestehen. Österreich baute den A1-Ring superteuer um, gleichwohl fanden nur noch 7 Rennen darauf statt. Man fährt jetzt in Dubai. Und da kommt unser Lastwägeler, behauptet jenseits allen Wissens und aller Vernunft, es bestünden Chancen für das Gewerbe - und die Schildbürgerlichen gedenken ihrer Carrera-Bahn und fahren voll drauf ab.
Tolles Signal, zumal es gleichzeitig am G8-Gipfel um den Klimawandel geht.

Man hat das Gefühl, unsere Nationalhumoristen seien blind gegenüber den Zeichen der Zeit. Und Giezendanners Umweltschutzargument zeugt von der fehlenden Denkarbeit: Zusätzlich zu den (behaupteten) 250'000, die an den Nürburgring et al. pilgern sollen, kämen jetzt halt noch die dazu, die irgendwelche Drittklassrennen auf einer allfälligen Rundstrecke hierzulande sehen und eigene Runden drehen zu müssen meinen.

So denn die Piste auch nur den Funken einer Chance hätte, je realisiert zu werden.

Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass in der Schweiz wieder Autorennen durchgeführt werden, gering. Gründe dafür sind das Fehlen eines geeigneten Geländes, strikte Lärmvorschriften und die Möglichkeit, gegen entsprechende Bauprojekte Einsprache zu erheben.



Und dies sind die Argumente der Vernunft:


Nach Ansicht der Gegner torpediert die Vorlage als "komplett falsches Signal" alle Anstrengungen in Umweltschutz, Energiepolitik, Raumplanung und Verkehrserziehung. Der wirtschaftliche Nutzen von Autorennen sei minimal. Auch der Tourismus profitiere nicht, denn seine Trümpfe seien Ruhe und eine intakte Landschaft.


Die Österreicher wüssten ein Lied davon zu singen, wie "rentabel" der Formel-1-Zirkus ist.
Die Befürworterargumente können gar nicht auf gleicher Augenhöhe stehen - es sei denn, Che Guevara wäre tatsächlich ein italienischer Schu(h)macher.

Swissinfo

Absage an Steuerwettbewerb - "Degressiv? - My Ass", sagt Bundesgericht

Ah, was haben doch alle über die "linke Zwängerei" gemotzt! Wie haben sich die Neo-"Liberalen" ärgern mögen. Und jetzt? Das Bundesgericht erklärt degressive Steuertarife für verfassungswidrig. Und zwar deutlich.



Degressive Steuertarife verstossen laut Bundesgericht gegen die Bundesverfassung. Es hat die Beschwerde gegen die Obwaldner Regelung gutgeheissen. Verletzt sei das Gebot der Besteuerung nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit.

Der Entscheid der sieben Bundesrichter der II. öffentlich-rechtlichen Abteilung fiel mit sechs zu einer Stimme. Konkret richtet sich der Entscheid gegen die Bestimmungen, wonach die Steuersätze ab einem Einkommen von 300'000 Franken und einem Vermögen ab fünf Millionen Franken wieder sinken.
Die Obwaldner Regierung prüft nach der teilweisen Aufhebung des kantonalen Steuergesetzes durch das Bundesgericht rechtliche Sofortmassnahmen, um neue, verfassungskonforme Steuertarife zu erlassen.
Quelle 1,


Den Steuerprivilegien der Reichsten müssten aber weitere Riegel geschoben werden, sagte SP-Präsident Hans-Jürg Fehr auf Anfrage. Dazu habe die SP im vergangenen November ihre Steuergerechtigkeits-Initiative lanciert, sagte Fehr. Das Verbot von degressiven Steuern sei darin nur ein Element: Viel wichtiger sei es, für hohe Einkommen und Vermögen Mindeststeuersätze festzulegen.


Quelle 2



Wurde auch Zeit, dass dem so unfairen Steuerwettbewerb ein Riegel geschoben wird. Die reichen Kantone senken die Steuern, die ärmeren, z.B. Bern, benutzen die Mittel aus dem NFA, um wenigstens einigermassen mithalten zu können.
Auf der Strecke bleibt die soziale Gerechtigkeit.

Es tut sich was im Land!

Umwelt auf Platz Nummer 1 im Sorgenbarometer

Die Schweizerinnen und Schweizer machen sich grössere Sorgen um die Umwelt als um ihren Arbeitsplatz, wegen der Gesundheitskosten oder Jugendgewalt, zeigt eine Umfrage.

Zu ihrer grössten Sorge befragt, gaben 38% den ökologischen Zustand des Planeten Erde an. Für 24% ist es die Angst vor Arbeitslosigkeit, für 22% "Unsicherheit und Jugendgewalt" und 15% beunruhigen die Gesundheitskosten.
Dies zeigt eine Umfrage, welche das Westschweizer Magazin L'Hebdo am Donnerstag vorstellte. Das Institut MIS Trend befragte dazu 1200 Schweizerinnen und Schweizer, welcher der vier Problembereiche sie am meisten beunruhige.

Noch besorgter um die Umwelt waren 400 befragte Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft: 55% der Leader nannten den Zustand der Erde als grösstes Problem.

Um das Klima zu schützen, verlangen 58% der Befragten vom Bundesrat, strenge Vorschriften zu erlassen. Ein Drittel würde sogar Gesetze befürworten, welche die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz einschränken.
Allerdings sind zwei Drittel der Befragten guten Mutes, dass es gelingen wird, den Energieverbrauch zu halbieren, ohne den Lebensstandard verringern zu müssen.

Quelle

Da hat sich das Bild aber deutlich geändert. Vor noch nicht allzu langer Zeit stand die Sorge um die Umwelt recht weit hinten im Barometer. Vor allem bemerkenswert, dass sich die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft so deutlich äusserm. Es muss aber auch ein blindes Huhn sein, wer das wirtschaftliche Potenzial der Umstellung auf Nachhaltigkeit immer noch nicht einsieht. Nun, hier im Forum haben wir genügend Beispiele für diese Verdrängung der Realität - manche Poster bieten einem einen unmittelbaren Einblick in die verquere Gedankenwelt dieser Realitätsflüchtlinge.

Und das Umdenken tut Not: Wie "Umwelt Schweiz 2007" zeigt, ist der Druck auf die Umwelt immer noch viel zu gross. Die Lebens- und Konsumgewohnheiten machen die Fortschritte zunichte.

Die Treibhausgasemissionen - der Hauptgrund für die Klimaveränderungen - sind aber immer noch zu hoch. Zwischen 1970 und 2005 ist die Durchschnittstemperatur in der Schweiz um 1,5 Grad Celsius gestiegen. Die Schweizer Bevölkerung ist einer chronischen Belastung durch Ozon und Feinstaub ausgesetzt.
Der Verlust an Biodiversität ist ungebremst. 30 bis 60 Prozent der 50'000 einheimischen Pflanzen- und Tierarten sind heute mehr oder weniger akut gefährdet. Die Zerstückelung der Landschaft, die Zerschneidung von Ökosystemen und die Fragmentierung der Lebensräume setzen sich fort.
Gletscherschwund, Auftauen des Permafrosts und Veränderungen des Niederschlagsregimes rufen nach einer CO2-Reduktion und Strategien zur Anpassung an den Klimawandel. Heisst es in dem Bericht.
Luftverunreinigungen, Lärm, Chemikalien, extreme Wetterverhältnisse sowie Strahlungen stellen Gesundheitsrisiken dar. Unbestrittene Erkenntnisse liegen bezüglich Luftverschmutzung vor. Durch die Verringerung von Ozon und Feinstaub muss deshalb die Luftqualität weiter verbessert werden.

Als grösste Herausforderung bezeichnen BFS und BAFU die nachhaltige Nutzung der knappen natürlichen Ressourcen. Jedes Jahr werden in der Schweiz rund 100 Millionen Tonnen Materialien verbraucht. Das sind 14 Tonnen pro Einwohnerin und Einwohner. Nur ein Viertel dieser Materialien ist erneuerbar. Der Bericht fordert deshalb die Ausarbeitung einer kohärenten Ressourcenpolitik.

Quelle


Es ist aber auch nicht ganz einfach, sich einigermassen informiert zu halten, wenn die Industrie immer noch so viel Geld in die Desinformationskampagnen steckt.
Allerdings gibt es deutliche Anzeichen dafür, dass eine neue Generation von Leadern sich vom rigiden Glaubenssystem "Umweltschutz = grün = schlecht" löst, ein paar einfache Rechnungen anstellt und das wirtschaftliche Potenzial der Umstellung erkennt.

Nun, es handelt sich um eine Gewohnheit. Und zwar eine relativ junge, die sich auch ändern lässt. Und diese Änderung wird vollzogen werden, mögen die Dinosaurier auch noch so blöken und die Neandertaler ihre Steinkeile schwingen.

Autolobby versagt - Reduktionsziele klar verfehlt

Einmal mehr zeigt die Autolobby ihre hässliche Fratze: Trotz klarer Abmachungen verfehlt sie die Reduktionsziele beim Verbrauch von Neuwagen deutlich.



Der Treibstoffverbrauch bei neu verkauften Autos nimmt kaum ab. Das von Bund und Autolobby vereinbarte Reduktionsziel rückt damit in weite Ferne. Der Bund prüft nun Strafsteuern für Wagen mit hohem Benzinverbrauch.

Die im Jahr 2006 verkauften Autos verbrauchen im Durchschnitt 7,62 Liter Treibstoff pro 100 Kilometer, wie das Bundesamt für Energie (BFE) mitteilt. Das sind lediglich 0,05 Liter oder 0,65 Prozent weniger als im Vorjahr. Der zwischen dem Verkehrsdepartement und den Automobilimporteuren vereinbarte Zielwert von 6,9 Litern für 2006 wurde klar verfehlt.
Die Zielvereinbarung zwischen dem Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) und den Autoimporteuren sieht vor, dass der Treibstoffverbrauch bis 2008 schrittweise auf 6,4 Liter gesenkt wird. Fazit der letztjährigen Zahlen sei, dass die Vereinbarung gescheitert sei, sagte BFE-Sprecherin Marianne Zünd auf Anfrage.

Hauptgrund für die Stagnation beim Treibstoffverbrauch ist laut BFE die Vorliebe der Schweizer Autokäufer für schwere Fahrzeuge: Mit 1491 Kilogramm nahm das durchschnittliche Leergewicht der Neuwagenflotte gegenüber 2005 um 13 Kilogramm zu. In den letzten sechs Jahren wurde das Durchschnittsauto gar um 128 Kilo schwerer.
Das macht alle technischen Fortschritte der zwei Jahrzehnte wett: Lag im Jahr 1990 der Verbrauch eines 1000 Kilo schweren Fahrzeugs noch bei über 7,5 Liter, benötigt ein gleich schweres Auto heute nur noch 5,11 Liter.

Der Bund will deshalb ab 2009 die Schraube anziehen. Es gebe zwei Möglichkeiten, sagte Zünd: Entweder werde eine neue Vereinbarung mit den Autoimporteuren ausgehandelt - diesmal aber mit konkreten Massnahmen und Sanktionsmöglichkeiten, falls die Ziele nicht erreicht würden.
Die zweite Option sei, direkt auf Gesetzesebene einzugreifen: Grosse Hoffnung setze das BFE in die Einführung einer Importsteuer für Autos mit hohem Treibstoffverbrauch. Dieses Bonus/Malus-System werde im Sommer in der Umweltkommission des Ständerats beraten.
Quelle

Es ist schon immer wieder verblüffend, wie die Industrie Scheinbedürfnisse schafft, die von der Realität des notwendigen Handelns und Umdenkens ablenken. Längst bestimmt nicht mehr nur die Nachfrage das Angebot, sondern diese wird zuerst gezielt geschaffen - vor zehn Jahren wurde noch ausgelacht, wer sich einen Vierlivier für die Stadt angeschafft hat.
Das Rezept ist immer das gleiche: Man kreiert eine Nachfrage mittels milliardenschwerer Kampagnen - dann benutzt man ebendiese Nachfrage als Ausrede für das fehlende Handeln.

Bedenkt: Dass man ganz selbstverständlich ein eigenes Auto hat und dieses auch für Freizeit- und Berufsverkehr einsetzt, ist eine Entwicklung, die erst in den 70er-Jahren wirklich eingesetzt hat - und trotzdem wird sie uns jetzt als uralte "Tradition" und als seit ewig geltendes "Menschenrecht" vorgeführt. Jeder soll das Recht haben, beliebige Umweltzerstörung zu verursachen, beliebig viele Kinder chronisch krank werden zu lassen, beliebig viel wertvollen Boden asphaltiert unter die Räder nehmen zu dürfen - wenn das mal keine Gehirnwäsche ist!

Donnerstag, Mai 03, 2007

Doris sei Dank: Wetterfahnen-Bundesrat nun doch für massive Einschränkung des Verbandsbeschwerderechts

Der Bundesrat hat entschieden, die Initiative des Zürcher Freisinns jetzt doch zu unterstützen. Dies, nachdem er sie im letzten Herbst noch abgelehnt hat. Was mag zu diesem Flipflop geführt haben?

Verbandsbeschwerden sollen nicht mehr möglich sein, wenn ein Projekt vom Volk oder von Parlamenten genehmigt ist. Der Bundesrat unterstützt eine Volksinitiative des Zürcher Freisinns.
Noch im letzten Herbst hatte die Landesregierung das Volksbegehren der FDP zur Ablehnung empfohlen. Die jüngste Kehrtwende stösst bei Grün-Links auf Empörung.
Als Begründung für die Kehrtwendung erklärt der Bundesrat in einer Mitteilung, die Gesetzesänderung des Parlaments habe nicht alle berechtigten Anliegen der Initiative aufgenommen. Die zweite Begründung zitierte Bundesrat Leuenberger an einer kurzfristig organisierten Medienkonferenz: Danach sollen Private grundsätzlich nicht öffentliche Aufgaben wahrnehmen.
Nähere Erklärungen zu diesen zwei Punkten machte Leuenberger nicht. Er sprach von einem "Zwischenentscheid des Bundesrats" und betonte, sich immer für die Wahrung des Verbandsbeschwerderechts eingesetzt zu haben. Die Botschaft gehe nun ans Parlament, wobei er davon ausgehe, dass dieses die Initiative zur Ablehnung empfehle.
Quelle

Es ist nun an der Zeit, einige Fakten zur Verbandsbeschwerde anzubringen.
So ist sie immer nur dann erfolgversprechend, wenn die bewilligenden Regierungen und Parlamente gegen ihre eigenen Gesetze verstossen - die Zürcher FDP wehrt sich also für sich selbst.
Und sie ist ein massvoll eingesetztes Mittel, wie z.B. ihre Anwendung im Jahr 2006 zeigt:
Zum dritten Mal haben 17 beschwerdeberechtigte Natursportverbände und Umweltschutzorganisationen gesamtschweizerisch ihre Einsprachen und Beschwerden als Anwälte der Natur zusammengetragen. Die Auswertung zeigt, dass 63 Prozent der Fälle bereits auf der untersten Ebene, sprich auf Stufe Gemeinde, erledigt werden konnten. Nur sechs Fälle gelangten 2006 vor das Bundesgericht. Damit bestätigt die Statistik 2006 den zurückhaltenden Gebrauch des Beschwerderechts durch die Organisationen.
In Bezug auf die Beschwerdetätigkeit zeigte sich in den letzten drei Jahren neben der konstant hohen Gutheissungsquote von über 70 bis 80 Prozent ein kaum verändertes Bild: pro Jahr gelangen nur 6 bis 8 Fälle vor das Bundesgericht, 15 bis 25 vor das Verwaltungsgericht und 60 Prozent der Fälle werden bereits auf Gemeindestufe erledigt. Damit bestätigen die Zahlen Untersuchungen der Universität Genf der Periode 1996 bis 2003. Auch aus dieser Periode liess sich verantwortungsbewusstes Handeln und Konstanz in der Handhabung des Beschwerderechts ableiten.

Quelle


Wir haben es also auch hier einmal mehr mit den Auswüchsen der nur auf Eigennutz und auf die Wahrung der Interessen ihrer Klientel bedachten bürgerlichen Politik zu tun. Die Fakten sprechen nämlich eine ganz andere Sprache: massvoller Einsatz, äusserst hohe Erfolgsquote, weil tatsächlich Gestzesverstösse vorangingen.
Die Bürgerlichen trauen sich nicht, die Umweltschutzgesetzgebung ganz auszuhöhlen, weil sie im Volk gut verankert ist. Also nehmen sie den Verbänden das Recht, mit dem Finger auf ihren Umgang damit zu zeigen - so brauchen sie sich nicht an ihre eigenen Vorschriften zu halten.
Und diese Art "Politik" hat System - man sieht es tagtäglich im Umgang mit der Luftreinhalteverordnung: Aktuell wurde der Ozongrenzwert heuer bereits für die nächsten 90 Jahre im Voraus überschritten, die bürgerlich dominierten Behörden sehen aber keinen Handlungsbedarf.
Im Kleinen spielt sich das hier auch im Forum ab: Man macht auf die gesetzlichen Grundlagen aufmerksam - und erntet nur Hohn und Spott.

Mir lässt das Übles schwanen, was die Zukunft unseres punkto Umweltschutz einst vorbildlichen Landes angeht.

Montag, September 25, 2006

Alarmierende Uno-Studie

Im Schatten der Abstimmungsdiskussionen ging eine wahrhaft alarmierende News beinahe unter, deren Konsequenzen - auch was die Migration angeht - die Ereiferung um den Urnengang gehörig relativieren.

Der Klimawandel ist nicht mehr zu verhindern, allenfalls ist das Ausmass der Erwärmung noch beeinflussbar. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Klimabericht der Vereinten Nationen, der der "Welt am Sonntag" vorliegt. Der "streng vertrauliche" Entwurf liege den Regierungen vor und gehe in seinen Ergebnissen zum Teil weit über den UN-Klimabericht von 2001 hinaus.
Wie das Blatt berichtet, erwartet das Berliner Umweltministerium auf der Basis der Daten bis zum Jahr 2100 weltweit eine mittlere Erwärmung um drei Grad Celsius. Deutschland werde unter bisher unbekannten Hitzewellen und Dürreperioden leiden. Im Sommer würden die Temperaturen deutlich über 40 Grad steigen. Die Arktis werde im Sommer eisfrei sein. Die Studie ist Grundlage für den vierten UN-Klimabericht, der im kommenden Jahr verabschiedet werden soll.
Die darin enthaltenen Warnungen gingen zum Teil weit über die des vorigen Berichts hinaus, berichtet die "WamS" und beruft sich dabei auf eine interne Stellungnahme des Umweltministeriums. Mit den Prognosen verbinden die Wissenschaftler unter anderem schwerwiegende Folgen für die europäische Landwirtschaft. Die grössten Verluste in der Landwirtschaft werde es im Mittelmeerraum, im südwestlichen Balkan und im Süden Russlands geben. Rund die Hälfte der europäischen Pflanzenwelt sei durch den Klimawandel "gefährdet, vom Aussterben bedroht oder akut vom Aussterben bedroht". Dramatisch seien die Auswirkungen auch auf die Alpen. Bis zum Jahr 2050 rechnen die Autoren des UN-Berichts damit, dass kleine Gletscher verschwinden und größere Gletscher um bis zu 70 Prozent abschmelzen.
Die Folgen wären gravierend: Eine UN-Studie vom vergangenen Monat kam zu dem Schluss, dass ein Temperaturanstieg um drei Grad für 400 Millionen Menschen den Hungertod bedeuten könnte - als Folge von Wasserknappheit und unfruchtbarem Land.


Und auch von der Arktis wird Beunruhigendes berichtet:

Das ewige Eis des Arktischen Ozeans rings um den Nordpol ist zwischen 2004 und 2005 plötzlich und rapide um 14 Prozent geschrumpft. In dieser Zeit habe das Ganzjahres-Eis um 730'000 Quadratkilometer abgenommen - das ist mehr als die doppelte Fläche Deutschlands. Das teilten die US-Raumfahrtbehörde Nasa und der US-Verband für Geophysik mit. Langfristig könnte sich diese Entwicklung dramatisch auf die Umwelt und die Schifffahrt auswirken, hiess es. Die Eisschmelze heizt den Treibhauseffekt zusätzlich an, denn Eis reflektiert Sonnenstrahlen stärker als die dunklere Meeresoberfläche.(Weitere Infos z. B. hier.


Einmal mehr: Meint ihr nicht, es wäre an der Zeit, euer Verhalten an der Realität zu messen?

Abstimmung - Herrje!

Antwort auf entsprechenden Eintrag in Ignoranz.ch
Ja, Blocher war tatsächlich äusserst inkonsequent. Dabei hatte er noch versprochen, auf Propaganda zu verzichten. Dann kam ein Auftritt nach dem anderen - und die feige Weigerung, an kontradiktorischen Diskussionen teilzunehmen. Aber seine Anhänger haben ein ähnlich kurzes Gedächtnis wie er und werden sich an das Versprechen nicht mehr erinnern und seine Lügen, so sie sie überhaupt wahrgenommen haben, ebenso schnell vergessen. Sie leiden auch an der gleichen Realitätsverschiebung: Bereits wurde geäussert, die “Linken” hätten gelogen - natürlich wie immer ohne ein einziges Beispiel zu nennen.
Ich denke nicht, dass ab sofort mehr Fremdenfeindlichkeit herrscht. Vielmehr bildet das Resultat einen bedenklichen gesellschaftlichen Trend ab. Mich frappierte die Hartherzigkeit, mit der die Befürworter (auch in diesem Forum) argumentiert haben: Ausländer sind prinzipiell kriminell, wollen uns nur ausnehmen. GegnerInnen der Vorlage sind verblendete “Gutmenschen”, wer Mitgefühl äussert, drückt “auf die Tränendrüse”, weil ihm/ihr “die Argumente” ausgehen.

Vielleicht setzen sich die gleichen Leute jetzt konsequenterweise für massiv erhöhte Entwicklungszusammenarbeit ein, damit die Armen der Welt keinen Grund mehr haben, bei uns anzuklopfen, und damit wenigstens ein Teil der Fluchtgelder, auf denen “unser” Reichtum fusst, zurück in die Ursprungsländer zu den rechtmässigen Eigentümern geht?

Mir grausts ziemlich vor dieser unsolidarischen, ja asozialen Selbstgerechtigkeit, die hier manchen Postern durch die Zeilen trieft.

Schäme ich mich für mein Land? Nun, die Abstimmung steht jedenfalls konträr dem Bild gegenüber, das ich von meiner Schweiz habe. Von der oben erwähnten Selbstgerechtigkeit zum Judenstempel ist es nur ein kleiner Schritt.

Montag, April 24, 2006

Wenn das Meer sauer wird

Nicht nur das Klima leidet unter dem zunehmenden CO2-Anteil in der Atmosphäre, sondern auch Organismen im Meer: Kalkalgen, Muscheln, Schnecken, Korallen – die Bewohner von Kalt- und Warmwasserriffen in den Weltozeanen verschwinden allmählich.
CO2 ist eine Säure. Dass sich nun immer mehr davon in den Weltmeeren löst, schafft Lebewesen mit Kalkgehäusen grosse Probleme: Der Kalk löst sich auf. Wir kennen das von der Kaffeemaschine, die wir mit Essig(säure) entkalken. Dieser Umstand aber wirft ein neues Licht auf die anthropogenen CO2-Emissionen: Unabhängig davon, wie man zum Klimawandel steht - der CO2-Ausstoss muss reduziert werden.

Die kaum gebremsten Kohlendioxid-Emissionen haben nicht nur in der Atmosphäre ihre Folgen, sondern auch in den Meeren. Etwa die Hälfte des CO2, das die Menschen seit Beginn der industriellen Revolution freigesetzt haben, ist in den Weltmeeren gelandet, wie Forscher der britischen Royal Society schon im Sommer 2005 betonten. Ein Teil des Kohlendioxids, das sich in den Ozeanen auflöst, wird dabei zu Kohlensäure - und greift alles an, was Kalk enthält.
Betroffen sind davon vor allem Muscheln und Korallen. Doch nicht nur sie: In den Gewässern um den Südpol etwa bilden sich winzige Schalentiere, die zum Plankton gehören und die Basis der Nahrungskette im Meer darstellen. Deren kalkhaltige Anteilewerdenebenfalls unter der Säureattacke zu leiden haben. Der erhöhte Kohlensäuregehaltbeeinträchtig auch das Phytoplankton, winzige pflanzliche Organismen, die im Wasser treiben.
Ken Caldeira von der Washingtoner Carnegie Institution hat jetzt in Fossilien nach vergleichbaren Vorgängen in der Erdgeschichte gesucht - und ist fündig geworden. Die Chemie der Ozeane hat sich seinen Daten zufolge vor etwa 65 Millionen Jahren ähnlich dramatisch verändert wie heute - also genau zu der Zeit, als die Dinosaurier ausstarben.
"Die geologische Geschichte zeigt, dass die chemischen Folgen der Versauerung der Ozeane Zehntausende Jahre andauern können", sagte Caldeira. "Aber die biologische Erholung könnte Jahrmillionen in Anspruch nehmen. Die Ozean-Versauerung hat das Potenzial, viele Arten im Meer auszulöschen." (Spiegel)

Montag, März 20, 2006

Rauchzeichen V

Da häufen sich also die Hinweise, wie verheerend sich die Klimaerwärmung auswirken wird. In der Schweiz werden jedes Jahr Zehntausende Kinder und Erwachsene neu chronisch krank - der Luftverschmutzung zum Opfer gefallen.
Doch unsere PolitikerInnen haben nichts Besseres zu tun, als das Rauchverbot zuoberst auf die Traktandenliste zu setzen.
Wunderlich, wunderlich.

Wärmere Meere - heftigere Stürme

Nicht erst seit "Katrina" wurde der Verdacht geäussert: Die höhere Oberflächentemperatur der Ozeane, eine Folge der globalen Klimaerwärmung, ist verantwortlich für die zunehmende Heftigkeit der Stürme.Forscher des Georgia Institute of Technology (GIT) haben das Auftreten und die Heftigkeit von Wirbelstürmen zwischen 1970 und 2004 untersucht. In dieser Zeit hat sich die Zahl der schweren Stürme fast verdoppelt. Nach dem Ausschliessen anderer Faktoren kamen sie zum schluss, dass lediglich die Erwärmung der Ozeane zu diesem Trend geführt haben kann:

Über diese Zunahme hatten Forscher um Peter Webster vom Git im vergangenen Jahr berichtet. Webster ist nun auch einer der Autoren der neuen Studie, die am gestrigen Donnerstag in der Online-Ausgabe des Magazins «Science» erschien. Mit Hilfe statistischer Modelle haben die Forscher Faktoren untersucht, die die Entstehung schwerer Stürme wie etwa des Hurrikans Katrina begünstigen.
Dazu gehören Unterschiede der Windstärke und –richtung in verschiedenen Höhen und die Luftfeuchtigkeit in der unteren Atmosphäre. Auch Windbedingungen, die Luftwirbel leichter entstehen lassen, können zu besonders starken Stürmen beitragen. «Es gibt bei diesen Faktoren jedoch keinen globalen Trend über diese 35 Jahre», wird Hoyos in einer Mitteilung des Git zitiert. Sie haben nur kurzfristige Variationen verursacht und nicht zur langfristigen Zunahme der Sturmintensitäten beitragen können, sagen die Wissenschaftler.
Netzeitung

Mittwoch, März 15, 2006

Gastkommentar von Marianne Weno: Du bist das Klima!

Du bist das Klima ...
15.3.2006
Eine Ansichtssache von Marianne Weno

Energiesparen ist wieder im Gespräch. Der Bundesumweltminister bemerkte kürzlich, wenn wir auf alle Stand-by-Schaltungen verzichten würden, könnten wir zwei Atomkraftwerke abschalten. Ja, wenn ...
Die meisten von uns verzichten eben nicht, auch nicht auf die überflüssigsten Dinge. Nicht auf die spritsaufenden Geländewagen, nicht auf die alljährliche Flugreise um die halbe Welt, nicht darauf, im Winter auf beheizten Caféterrassen zu sitzen. Sie verdrängen, was sie über den Klimawandel wissen, obwohl die Auswirkungen immer näher kommen. Gründe dafür sind auch falsche Signale aus der Politik. Energiewende – vorgedacht und vergessen.
Vor einem Vierteljahrhundert erschien das Buch Energiewende aus dem Freiburger Ökoinstitut, in dem die Autoren Szenarien für bessere Energienutzung und alternative Energieversorgung entwarfen. Damals, 1980, ging es hauptsächlich darum, die Abhängigkeiten von Öl und Atom zu beenden. Zum ersten Mal tauchte das Wort vom Energiesparen als ergiebigster Energiequelle auf. 1995 veröffentlichten Ernst Ulrich von Weizsäcker und zwei amerikanische Mitautoren Faktor vier, das noch detaillierter beschrieb, wie allein durch mehr Energieeffizienz „doppelter Wohlstand bei halbiertem Naturverbrauch“ möglich wäre. Das alles erschien ebenso schlüssig wie utopisch. Würde, was praktisch möglich war, sich politisch durchsetzen lassen? Während bei den erneuerbaren Energien sehr langsam einiges in Bewegung gekommen ist, blieb die „Energieeffizienz“ größtenteils in den Ansätzen stecken. Zwar hat die Industrie aus Kostengründen viel getan, um ihren Energieverbrauch zu reduzieren, aber wie zu erwarten war, sind die grundlegenden Strukturveränderungen im Lande am Widerstand der Energiewirtschaft gescheitert. Kleinere dezentrale Kraftwerke mit Kraft-Wärme-Koppelung passten ebenso wenig ins Konzept wie das Energiesparen allgemein. Auch Rot-grün war hier ziemlich machtlos.
Die Logik des Verdrängens
Energiesparen ist nicht nur Technik, sondern auch Psychologie. Ohne die Bereitschaft der Bürger, nach ihren Kräften etwas für das Klima zu tun, werden wir unsere Einsparziele nicht erreichen. So lange es nicht als peinlich gilt, mit Vierradantrieb zum Briefkasten zu fahren und Energieverschwendung allgemein nicht geächtet wird, werden sich auch die Kommunen nicht von unsinnigen Projekten abbringen lassen. Was antwortet heute jemand, den man fragt, ob er nicht einen Teil seiner weihnachtlichen Lichterketten abmontieren will? „Dann seht euch doch mal in der Stadt um“. Auf die Frage, ob er nicht die Heizung um ein Grad drosseln könnte, wird er vielleicht an den Tropenpark in der Cargolifter-Halle erinnern, die gegen jede Wärmeschutzverordnung im Sommer und Winter auf Tropentemperatur aufgeheizt wird.
Wären wir wirklich unglücklicher ohne Eishäuser und Kunstschneepisten? Blieben Lebensträume unerfüllt, wenn wir nicht mal schnell und superbillig nach London fliegen könnten? Ab und zu lesen wir in der Zeitung, wie lange es dauern wird, bis der Golfstrom versiegt, oder was es bedeutet, wenn die Gletscher verschwinden. Aber niemand fordert uns auf, Konsequenzen zu ziehen. Wir sehen Wirbelstürme und Überschwemmungen im Fernsehen, aber akzeptieren wir einen Zusammenhang mit unserem Verhalten? Nein, im Zweifel haben wir dafür andere Sündenböcke. Aufklärung ist nicht erwünscht und findet auch kaum statt. Wir sollen konsumieren und uns nicht zu viele Gedanken machen.
Bis heute lassen sich Politiker bei Automessen gern in den größten Schlitten fotografieren. Die Medien folgen bereitwillig dieser Linie. So sind kritische Umweltsendungen im Fernsehen, wie seinerzeit Globus, längst eingestellt. Nirgends gibt es Appelle, die schlimmste Verschwendung einzustellen. Die Politik redet vom Energiesparen so unverbindlich wie von „Nachhaltigkeit“. Wie wäre es mal mit einer Kampagne: „DU BIST DAS KLIMA“?
Autorin: Marianne Weno für Newsletter der Stiftung Berlin
Florentin Krause, Hartmut Bossel, Karl-Friedrich Müller-Reißmann: Energie-Wende, Wachstum und Wohlstand ohne Erdöl und Uran. Ein Alternativ-Bericht des Öko-Instituts Freiburg. S. Fischer, 1980.
Ernst Ulrich von Weizsäcker, Amory B. Lovins und L. Hunter Lovins: Faktor vier, Droemer Knaur, 1995

Samstag, März 04, 2006

Jetzt auch am Südpol: Rasante Eisschmelze - Dafür trocknet Afrika aus

Die Antarktis schmilzt, Afrika trocknet aus: Zwei neue wissenschaftliche Studien zum Klimawandel sagen einen massiven Schmelzprozess am eisigen Südpol voraus und warnen vor schwerem Wassermangel auf dem drittgrößten Kontinent der Erde.
Die Antarktis schmilzt: Entgegen der Erwartung schrumpft die Eismasse am Südpol durch den Klimawandel statt zu wachsen. Seit 2002 hat die Antarktis nach Messungen von US-Forschern jährlich bis zu 152 Kubikkilometer Eis verloren - das entspricht dem 50fachen Wasserverbrauch der Zehn-Millionen-Metropole Los Angeles.
Der UN-Klimarat Ipcc (Intergovernmental Panel on Climate Change) hatte 2001 noch genau das Gegenteil vorausgesagt: Nach seiner Prognose sollten die antarktischen Eismassen im Zuge der globalen Erwärmung im 21. Jahrhundert wachsen, weil durch den Klimawandel dort auch steigende Niederschläge erwartet werden. Der massive Schmelzprozess findet vor allem an der Eisdecke im Westen der Antarktis statt, berichten Isabella Velicogna und John Wahr von der Universität von Kalifornien in Pasadena auf Grund von Satellitenmessungen. Jährlich habe er den Meeresspiegel weltweit um etwa 0,4 Millimeter angehoben, schreiben sie im Fachjournal "Science" (DOI: 10.1126/science.1123785). Allein diese westliche Eisdecke würde demnach den Meeresspiegel um rund sieben Meter anheben, falls sie einmal ganz abschmelzen sollte. Noch schlimmer wäre das Abbröckeln der Eisdecke im Osten der Antarktis: Sie ist acht Mal größer als die westliche.
Dies das Resultat der einen Studie. Weils halt grad so schön zum Automobilsalon mit den immer grösseren Kisten passt.Wie in diesem Forum schon öfter geschrieben wurde, wird sich der Klimawandel bei uns infolge der Verlangsamung des Golfstroms in zunehmender Kälte äussern. Wer jetzt aber meint, er wandere dann halt gen Süden aus, hat sich geschnitten. Durch den steigenden Meeresspiegel wird der Lebensraum in Italien erheblich reduziert, und noch weiter südlich siehts so aus:
Afrika hingegen droht bei einem ungebremsten Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase eine trockene Zukunft. Bis zum Ende des Jahrhunderts dürfte ein Viertel des Kontinents laut einer Studie südafrikanischer Forscher von schwerem Wassermangel geplagt werden. Die ebenfalls von "Science" (DOI: 10.1126/science.1119929) veröffentlichte Untersuchung geht davon aus, dass viele Flüsse und Seen mangels ausreichender Niederschläge austrocknen werden. Am schlimmsten betroffen wären dicht besiedelte Gebiete im Süden und Westen des Kontinents sowie Regionen am Oberlauf des Nils.
Für die Berechnungen verknüpften die Forscher um Maarten de Wit und Jacek Stankiewicz von der Universität Kapstadt Daten über Afrikas Flüsse und Seen mit verschiedenen Klimawandel-Szenarien. Sie unterteilten den Kontinent dazu in ein Raster von 37 Rechtecken, für die die jährlichen Niederschläge separat untersucht wurden. Die Wissenschaftler mahnen dazu, dass Politiker in Ländern mit grenzüberschreitenden Gewässern in Zukunft mehr als bisher den Zugang zum kostbaren Nass regeln müssen.
Fröhliche Aussichten.
Die Hiobsbotschaften mehren sich, doch immer noch fehlt sehr vielen unserer MitbürgerInnen die Einsicht, dass es nicht mehr so weitergehen kann wie bisher. Es stellt sich schon die Frage: Macht Autofahren blind oder blöd? Oder beides?

Mittwoch, Februar 15, 2006

Das wirtschaftliche Potenzial des Umweltschutzes

Umweltschutz · Neue Zahlen belegen: Der volkswirtschaftliche Nutzen des Umweltschutzes übersteigt die Kosten deutlich - obwohl diese hoch sind.


Einsprachen von Verbänden gegen neue Möbelmärkte und Einkaufszentren, Proteste gegen Umzonungen wie in Galmiz - was liegt näher, als den Schweizer Umweltschutz als Wirtschafsverhinderer anzuprangern? Tatsächlich ist der Umweltschutz aber mehr ein Wirtschaftsförderer als ein -verhinderer. Allein der volkswirtschaftliche Nutzen geht in die Milliarden. So beläuft sich der Wert der Umweltschutzausgaben von Privaten und Unternehmen auf 6,7 Mrd Fr. pro Jahr. Dies sind 1,6% des Schweizer Bruttoinlandproduktes. Und es gibt im Umweltschutzbereich laut Mohr 61 000 Vollzeitstellen. Summiert man die Verwendung der Arbeits- und Kapitaleinkommen des Ökosektors, also die wirtschaftlichen Folgeeffekte, dazu, wächst der Betrag auf 17,1 Mrd Fr. Hinzu kommen Umweltschutzgüter im Wert von 1,4 Mrd Fr., welche die Schweiz jährlich exportiert. Dies entspricht 12 500 Vollzeitstellen.


Als hätten wir es nicht immer schon geahnt: Auch der neoliberalen Leier, dass Umweltschutz nur koste, aber nix bringe, kann locker entgegengehalten werden. Dies hat das Bafu bereits letzten Sommer an einer Tagung nachgewiesen.


Milliardenkosten eingespart


Auch betriebswirtschaftlich fällt die Bilanz positiv aus. Mit Umweltschutzmassnahmen können die Abfallmenge, der Schadstoffausstoss und der Energie- oder Rohstoffbedarf einer Firma kostenwirksam reduziert werden.Ein Nutzen aus dem Umweltschutz resultiert auch in Form verhinderter Kosten. Arthur Mohr, Leiter Abteilung Ökonomie und Forschung im Bafu, nennt die Luftreinhaltung als Beispiel. "Mit einer Luftbelastung auf dem Niveau von 1970 wären die Gesundheitskosten im Jahr 2002 1 Mrd Fr. höher gewesen." Dies entspräche 0,2% des Bruttoinlandprodukts. Dank Umweltschutzmassnahmen konnten von 1970 bis 2002 Gesundheitskosten von insgesamt 16 Mrd Fr. vermieden werden. Nebst dem direkt messbaren Profit generiert der Umweltschutz durch die verbesserte Lebensqualität auch indirekten wirtschaftlichen Nutzen. Davon profitiert etwa der Tourismus, aber auch der Wirtschaftsstandort Schweiz. (Handelszeitung)


Die WOZ brachte es letzten Sommer schön auf den Punkt. Und sprach auch das Verbandsbeschwerderecht an:
Die Bauwirtschaft trägt etwa zehn Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) von über 422 Milliarden Franken bei. Und vom BIP kann höchstens ein halbes Promille mit dem Verbandsbeschwerderecht in Verbindung gebracht werden. Das Verbandsbeschwerderecht ist also nicht relevant für das Wachstum der Schweizer Wirtschaft.

Aus den USA kommen unerwartet positive Zeichen: General Electric startete 2005 eine Umweltschutzinitiative.

Ob da unser Klimarappen reicht?


Freitag, Februar 03, 2006

Neue Studien zur Klimaerwärmung - USA setzen Wissenschaftler unter Druck


Ob alle den (dringend nötigen) Diskussionen um den Feinstaub ging ein Thema fast vergessen, das uns mindestens so sehr unter den Nägeln brennt: die Klimaerwärmung.
Letzte Woche hat die Nasa berichtet, 2005 sei das wärmste Jahr seit Aufzeichnung der Klimadaten gewesen. Und eine Studie aus Grossbritannien warnt unter anderem vor dem Abschmelzen der Eiskappe in Grönland, was erheblichen Einfluss auf den Golfstrom und die Erhöhung des Meeresspiegels zur Folge haben könnte.
Näheres
hier.
Eine wissenschaftliche Arbeit über die Auswirkungen der Meeresströmungen auf das Klima findet sich auf dem
Hamburger Bildungsserver.
Wir dürfen nicht vergessen, dass die heute emittierten Treibhausgase 15 bis 30 Jahre brauchen, bis sie klimaaktiv werden.
Handeln tut jetzt Not!
Euer Vampyroteuthis

Feinstaub - Gastkommentar von worldtraveller

Die Feinstaub-Diskussion zeigt doch wieder einmal mit aller Deutlichkeit, wie (un)fähig unsere (gewählten!) Kantons- und Bundespolitiker sind.
Ein Szenario in 12 Akten:
1. Es werden Grenzwerte erlassen, die gesetzlich verbindlich sind.
2. Es herrscht Winterwetter mit einem stabilen Hoch über der Schweiz.
3. Die Grenzwerte werden überschritten, massiv, nicht an einem Tag, sondern während Wochen.
4. Moritz Leuenberger findet, man könne zurzeit nicht viel tun, empfiehlt aber den Kantonen, selbständig Lösungen zu treffen, auf regionaler Ebene.
5. Die Kantone finden, im Alleingang könne man nichts tun, und es brauche verbindliche Richtlinien aus Bern.
6. Die Feinstaubwerte in der Luft sind inzwischen 3x höher als der Grenzwert.
7. Der Ball wird hin und her geschoben, es wird viel geredet, aber nichts gemacht. Typisch Bundesbern, typisch Kantönligeist.
8. Ein Monat später: 20% der Bevölkerung sind durch Feinstaub an Krebs erkrankt oder leiden an Atemwegserkrankungen, die Krankenkassenprämien steigen rasant.
9. Bund und Kantone sind sich endlich einig: Sofortmassnahmen bringen nichts. Derweil steigen die Todesfälle durch Krebs.
10. 3 Jahre später: Nachdem das Problem der Feinstaubbelastung in Wintermonaten im Parlament behandelt werden konnte und sich viele Parteivertreter dazu äussern wollten, konnte das Traktandum nicht ordnungsgemäss in der laufenden Session erledigt werden. Eine Fortsetzung ist erst in der nächsten Session möglich.
11. 5 Jahre später: Die Feinstaubbelastung in der Schweiz hat in den Wintermonaten solche Ausmasse erreicht, dass inzwischen jeder 3. Schweizer an Lungenkrebs stirbt, obwohl inzwischen totales Rauchverbot herrscht. Das Parlament ist nicht mehr beschlussfähig, weil der Krebstod auch vor Parlamentariern nicht Halt macht.
12. 6 Jahre später: Der Bundesrat beschliesst Sofortmassnahmen: Jeder an Lungenkrebs Gestorbene, der nachweisen kann, dass sein Tod durch Lungenkrebs auf zu hohe Feinstaubbelastung zurückzuführen ist, kann die Bestattungskosten von den Bundessteuern abziehen, nicht aber von der Staats- und Gemeindesteuer. Der Nachweis ist persönlich zu erbringen.

Dienstag, Januar 31, 2006

Rauchzeichen IV - meine Antwort

Sehr geehrter Herr X
Danke für die Antwort. Ich gehe mit Ihrer Rechnung nicht ganz einig.

Die von Ihnen zitierte Studie besagt auch, dass von den erwähnten 3,8 Mrd. Franken, die die Raucher der Wirtschaft durch Krankheit, Tod oder Invalidität verursachen, ebendiese Raucher 2,8 Mrd. tragen. Dazu subventionieren wir die AHV der Nichtrauchenden mit 1,5 Mrd. pro Jahr, den freiwilligen Verzicht auf fünf bis zehn Jahre Lebenserwartung, also AHV-Bezug, eingerechnet. Damit die CSS (Autorin der Studie) überhaupt auf den hohen Betrag kam, musste sie noch 5 Mrd. Franken Kosten durch die Verminderung der Lebensqualität einrechnen, die wir aber auch selber tragen. Meine Lebensqualität wird durch das Rauchen aber nur insofern beeinflusst, als ich von den Heiligen Kriegern wider den Tabak bald überall verscheucht werde.

Und natürlich ist es mein Recht, mich selbst zu schädigen. Wenn dem nicht so wäre, würde sich das BAG ja schon längst gegen den Sport wenden (z.B. mehrere Tausend schwere Skiunfälle jede Woche).
Nicht ganz klar ist mir, weshalb sich das BAG immer mit der Ausrede, für die Luftverschmutzung sei nur das Bafu zuständig, aus der Affäre zu ziehen versucht. Kernaufgabe des BAG ist die Volksgesundheit und die Kontrolle der Kosten im Gesundheitswesen. Und hier spielt die Luftverschmutzung eine wesentliche Rolle.
Weshalb also erfüllt das BAG seine Pflicht nicht und äussert sich in keiner Weise zu dem Thema? 40 000 neue chronisch Kranke im Jahr, das sollte doch wenigstens einen Eintrag auf der Website wert sein!!
Noch einmal: Was ich meiner eigenen Gesundheit antue, das geht nur mich etwas an. Solange Sport in jeder Form erlaubt ist, die Menschen essen können, was sie wollen, so viel trinken können, wie sie wollen und das Atmen an und für sich krank macht, hat mir niemand dreinzureden. Also können Sie nur mit den am Passivrauchen Verstorbenen argumentieren, und dann sehen die Zahlen ganz anders aus. Und wie Sie selbst sagen, es fehlen die Grundlagen.
Ich empfinde die einseitige Beschneidung meiner Freiheit als groben Verstoss gegen meine Persönlichkeitsrechte. Wenn denn, zum Beispiel, das Bedürfnis nach rauchfreien Beizen so gross ist, warum haben wir dann in unserer Marktwirtschaft nicht viel mehr rauchfreie Lokale? Ist es nicht viel eher so, dass Raucher konsumationsfreudiger sind und so oder so den grösseren Teil des Umsatzes liefern? Werden Sie, bevor Sie mit maximalen Forderungen an die Öffentlichkeit treten, erst die tatsächlichen Bedürfnisse und die möglichen Folgen abklären? Ist Ihnen bewusst, dass laut ZDF in New York bereits 200 Clubs schliessen mussten, weil die Nachbarn den Lärm der vor der Tür versammelten Raucher wie Nichtraucher nicht aushielten? Wissen Sie, wie viele Lokale es gibt, in denen nur Raucher verkehren, und zwar in der Gastig wie beim Personal? Und vergessen Sie nicht: Ich kann wählen, ob ich in ein verrauchtes Lokal gehe. Der Luftverschmutzung kann man aber nirgends ausweichen.

Und noch einmal: Woher kommt der Irrglaube, das Bundesamt für GESUNDHEIT habe mit den gesundheitlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung nichts zu tun? Ist es tatsächlich, wie Sie sagen, weil es halt einfacher ist, gegen die Raucher zu kämpfen?

Ich bin, wie Sie merken, mit Ihrer Antwort nicht zufrieden und harre deshalb gespannt Ihrer Stellungnahme.

Rauchzeichen III - die Antwort des BAG

Ich gebe die Antwort hier im Wortlaut wieder, sie spricht für sich selbst. Zur Ehrenrettung sei gesagt, dass es sich beim Autor wohl um einen Westschweizer handelt. Ich würde auch nicht französisch schreiben wollen.
Guten Tag Herr Pirelli
Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Anfrage. Die Luftverschmutzung fällt in die Kompetenz des Bundesamts für Umwelt, dassoeben einen Aktionsplan gegen die Feinstaubverschmutzung lanciert hat -siehe die Pressemitteilung:www.umwelt-schweiz.ch/ buwal /de / medien/presse/ artikel/20060116/01216/index.html
Anders als die Luftverschmutzung, welche von unzähligen Faktoren verursacht wird und nur schwer verhindert werden kann, lässt sich die Luftverschmutzung in Innenräumen leichter bekämpfen. Das wichtigste Faktor - Passivrauch -lässt sich an der Quelle ganz und kostenlos verhindern, zumal ein Wille dazu vorhanden ist. In der Schweiz sterben jährlich mehrere hundert Personen wegen dem Passivrauchen vorzeitig. Dies ist eine erste, konservative Schätzung - eine genauere Zahl gibt es nicht, weil es noch keine spezifische Studie geführt worden ist. Auf jedem Fall sind es mehr Todesfälle als wegen AIDS, illegale Drogen oder Gewaltakten verursacht werden. Die Luftverschmutzung lässt sich nicht ganz und einfach vermeiden, ausser Verkehr, Heizungen und industrielle Aktivitäten usw. gänzlich eingestellt werden. Sogar Landregionen sind stark betroffen. Und übrigens: Gewöhnlich verrauchte Restaurants erreichen Feinstaubwerte, welche meistens über die hohen, kürzlich in der Presse thematisierte Werte übersteigen. Die Kosten des Rauchens belaufen sich auf 10 Milliarden, davon 1,2 Milliarden für die Behandlung tabakbedingter Krankheiten und 3,8 Milliarden infolge von Produktivitätsverlust. Rauchen ist die wichtigste, vermeindbare Todesursache in der Schweiz und in Europa.
Mit freundlichem Gruss

Samstag, Januar 28, 2006

Rauchzeichen II

Ich bin Raucher. Aber: Ich besitze kein Auto, ich unternehme nie Flugreisen. Ich kaufe bevorzugt regionale, umweltfreundlich produzierte Produkte und schränke meinen Energieverbrauch ein, wo es nur geht. Ich esse keine Meeresfrüchte, fahre nicht Ski und setze mich aktiv dafür ein, dass Themen wie Luftverschmutzung und Klimawandel in der Öffentlichkeit verstärkt wahrgenommen werden. Meine Ökobilanz ist um ein Vielfaches besser als die der Herren Zeltner (Direktor Bundesamt für Gesundheit) und Gutzwiller (Schweizer Vorzeige-Präventivmediziner) - oder wie die Heiligen Krieger wider den Tabak sonstwo heissen mögen - mit ihren dauernden Flugreisen und dicken Autos.
Trotzdem bin ich der Böse. Wie kann es sein, dass ein SUV-Besitzer, der drei Tonnen Blech bewegt, um sein kümmerliches Ego aufzublasen und fortzubewegen, sich über meine Raucherei beschweren kann und ihm die herrschende Moral auch noch Recht gibt?
Fragen über Fragen. Einige Aufklärung über die Widersprüche der momentan stattfindenden Hetzjagd findet sich hier in diesem "Freitag.de"-Artikel.

Eiszeit durch Klimaerwärmung

Wiederholt wurde ich gefragt, wie der jetzige kalte Winter zum Stichwort "Klimaerwärmung" passt. Nun, einerseits bildet natürlich ein einzelner kalter Winter noch keine genügende Datenbasis, weder zur Bestätigung noch zur Widerlegung des Trends.
Andererseits aber wird der Klimawandel in Europa mittelfristig nicht zu einer Erwärmung, sondern zu mehr Kälte führen. Der Grund dafür liegt beim Golfstrom. Diese Wärmepumpe schafft unablässig warmes Wasser aus den Tropen nach Europa. Angetrieben wird er durch das absinkende kalte Salzwasser in der Arktis: Das Wasser sinkt und "saugt" warmes Wasser nach. Da nun aber die Eiskappen auf Grönland und auf dem Nordpol immer schneller schmelzen, dringt mehr Süsswasser ins Meer. Das enststehende Gemisch hat eine geringere Dichte, weswegen das kalte Wasser weniger schnell sinkt, was wiederum die Pumpe drosselt. In der Folge kommt weniger warmes Wasser nach Europa, was zum scheinbaren Paradoxon führt, dass die Klimaerwärmung uns mehr Kälte bringt.

Genauere Informationen finden sich hier in diesem sehr lesenswerten "Spiegel"-Artikel.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,387715,00.html

Freitag, Januar 27, 2006

Offener Brief an das Bundesamt für Gesundheit: Wahrnehmungsverschiebung

Guten Tag

Ich wende mich wieder einmal an Sie, obwohl mich die Erfahrung leider lehrte, dass die Chancen auf eine Antwort innert nützlicher Frist recht gering sind. Ich werde aber nicht locker lassen.
Bitte erklären Sie mir Folgendes: Allein der Feinstaub fordert in der Schweiz mindestens 3700 Opfer pro Jahr. Dagegen nimmt sich die Zahl von 120 bis 150 angeblichen Passivrauchopfern doch recht bescheiden aus. Die Luftverschmutzung belastet das Gesundheitswesen mit 6,7 Mrd. Franken pro Jahr (Tabak: rund 1 Mrd.), sie stammt zu über der Hälfte vom Verkehr, was heisst, dass wir bei rund 3,5 Mio. Motorfahrzeugen in der Schweiz jedes einzelne davon mit 1000 Franken pro Jahr aus dem Gesundheitswesen subventionieren. Das BAG gibt zwar Millionen aus für Antiraucherkampagnen, die Luftverschmutzung taucht aber auf seiner Website nicht einmal auf.

Wie kommt das? Wie können Sie behaupten, Radon sei mit 200 bis 300 Toten nach dem Rauchen die zweithäufigste Lungenkrebsursache? Wir wissen, dass die Partikel aufgrund ihrer zerklüfteten Struktur Giftstoffe bis in die Lungenbläschen transportieren und dort unter anderem zu Lungenkrebs führen. Davon, dass sie sich in den Erythrozyten einlagern und so sogar die Blut-Hirn-Schranke überwinden, ganz zu schweigen. Weshalb ist das für das Bundesamt für Gesundheit kein Thema? Weshalb setzen Sie sich nicht für die 40000 jedes Jahr neu an chronischer Bronchitis und Asthma Erkrankenden ein? Die Hälfte davon sind Kinder! Die Reduktion der Feinstaubbelastung um 20 Mikrogramm würde die Anzahl der Erkrankungen fast um die Hälfte reduzieren. Wieso nehmen Sie Felix Gutzwiller nicht in die Pflicht und fragen nach, weshalb er Ja zum Avanti-Gegenvorschlag gestimmt hat? Der Präventivmediziner, der so eng mit Ihrer Stelle zusammenarbeitet, wollte die zweite Röhre am Gotthard!
Mittlerweile liegen mehrere Studien vor, die die Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die Volksgesundheit genau beziffern. Für die Volksgesundheit ist aber Ihr Amt zuständig. Warum also unternehmen Sie nichts?

Ich harre sehr gespannt Ihrer Stellungnahme und grüsse freundlich.
Ihr Vampyroteuthis

Offener Brief an Felix Gutzwiller: Rauchzeichen - wenn FDP-Politiker nach staatlicher Intervention rufen

Sehr geehrter Herr Gutzwiller

Einmal mehr wende ich mich an Sie, um über Ihre m. E. mangelnde Glaubwürdigkeit zu klagen. Nach wie vor ignorieren Sie die Luftverschmutzung und beschränken Ihr Engagement auf den Krieg gegen die Rauchenden.
Nun plane ich, das Thema "Luftverschmutzung und Stellvertreterkrieg" dieses Jahr mit einer Reihe von Veranstaltungen in die Öffentlichkeit zu tragen. Selbstverständlich wird Ihr Name dabei häufig fallen, zu sehr bieten Sie sich als Zielscheibe an, als fleischgewordener Beweis der heute üblichen Scheinheiligkeit.

Deshalb will ich Ihnen vorgängig die Möglichkeit zur Stellungnahme bieten und bitte Sie deshalb um ein weniges Ihrer wertvollen Zeit.

Ich attestiere Ihnen mangelnde Glaubwürdigkeit in zwei Punkten:
Erstens haben Sie sich als Präventivmediziner, soweit mir bekannt, noch nie zur Luftverschmutzung (ausser der in Innenräumen) geäussert, ja, Sie haben sogar für die zweite Gotthardröhre gestimmt (die Fraktionsdisziplin, ein Kreuz). Nun verursacht die Luftverschmutzung aber Gesundheitskosten in der Höhe von
6,7 Mrd. Franken, 40 000 Menschen werden jedes Jahr neu chronisch krank, die Hälfte davon Kinder. Für Sie kein Thema, ebenso wenig wie für das BAG oder Pro Aere. Mehrere Mrd. Franken Ernteausfälle in Land- und Forstwirtschaft - das nimmt der FDP-Politiker Gutzwiller einfach hin. In Deutschland, wo, wie Sie nicht müde werden zu berichten, angeblich 3000 Menschen im Jahr am Passivrauchen sterben, fallen in derselben Zeitspanne 65 000 Menschen dem Feinstaub zum Opfer. (Was für einen Wagen fahren denn Sie, Herr Gutzwiller? Wie viele Flugreisen unternehmen Sie, wie heizen Sie Ihr Haus?) Es müsste einen FDP-Politiker doch alarmieren, wenn er weiss, dass wir jedes Motorfahrzeug in der Schweiz mit 1000 Franken aus dem Gesundheitswesen subventionieren, und zwar jedes Jahr!

Doch das tut es nicht, der FDP-Vertreter zieht es vor, eine parlamentarische Initiative gegen das Rauchen einzureichen. Und damit komme ich zum zweiten Punkt. Derselbe Politiker, der sich mit der Fraktionsdisziplin bei Avanti aus seiner gesundheitspolitischen Verantwortung herauszureden versucht, fordert äusserst einschneidende staatliche Eingriffe in die unternehmerische Freiheit jedes einzelnen Wirtes. Wie bringen Sie das unter einen Hut? Die ungleich grössere Belastung nehmen Sie als gegeben hin, verschanzen sich - feig, wäre ich versucht zu sagen - hinter Parteiparolen, aber die Freiheit jedes dritten erwachsenen Schweizers anzutasten, schafft Ihnen kein Problem? Und wenn es Ihnen um die Volksgesundheit ginge, warum prangern Sie Fast und Convenience Food nicht an? Warum engagieren Sie sich nicht gegen Wintersport? Mehrere Tausend schwere Unfälle pro Woche könnten so vermieden werden, von den positiven Auswirkungen auf die geschundene Bergwelt ganz zu schweigen. Stimmt ja, die Menschen haben das Recht, sich selbst zu schaden.
Ich will das etwas ausführen. Ich bin Raucher. Ich habe kein Auto, fliege nie in die Ferien, schränke meinen Energieverbrauch ein, soweit es geht. Ich kaufe bevorzugt regionale Produkte, fahre natürlich nicht Ski. Meine Ökobilanz sieht verglichen mit der Ihren sehr gut aus. Und ich verkehre in Lokalen, die fast ausschliesslich von Rauchern frequentiert werden. Auch das Personal raucht ausnahmslos. Doch mit Ihrem Rundumschlag wollen Sie uns das Zusammensein verunmöglichen. Nichtraucher gehen nicht nur weniger in Lokale, weil dort geraucht wird. Hercolani! Gerade Ihnen als FDP-Politiker müsste doch klar sein, dass wir in unserer Marktwirtschaft längst mehr Nichtraucherbeizen hätten, wäre das Bedürfnis tatsächlich so gross! Raucher sind ganz generell konsumationsfreudiger als Nichtrauchende, sie konsumieren sogar regelmässig ein Produkt, dass ihre Gesundheit ernsthaft gefährden kann! Es ist mir egal, wie viele Speiselokale rauchfrei werden, ich gehe zwischen den Gängen ohnehin vor die Tür zum Rauchen, weil mir die olfaktorischen Auswirkungen bewusst sind. Aber Gastgewerbe und Tabakkonsum sind durch die Geschichte untrennbar verbunden, und deshalb gibt es auch entsprechende Lokale. Halt, das ist Ihnen ja bewusst, Sie wollen Ihrer Klientel die Möglichkeit, Zigarren öffentlich zu rauchen, nicht nehmen! Weshalb darf es dann keine Beizen für uns Zigarettenprolos mehr geben?

Und Sie verdrängen die Auswirkungen. Gemäss ZDF mussten in New York über 200 Clubs schliessen. Nicht weil die Raucher nicht mehr gekommen wären, sondern weil die Nachbarn - zu Recht - über den Lärm der vor der Tür versammelten Raucher wie Nichtraucher klagten. Selbiges wird aus Irland berichtet, im Quartier meiner Bekannten in Dublin gingen schon drei Pubs zu deswegen. Müsste das den FDP-Politiker nicht davor warnen, allzu freigiebig mit staatlicher Regulation um sich zu werfen? Überhaupt Irland: Da frohlocken die Antirauchermissionare, die Restaurants hätten keine Umsatzeinbusse, weil weniger Bier, dafür mehr Essen und Wein verkauft würden. Hallo? Zwei Drittel der Lokale in Irland sind Pubs, da gibts höchstens Snacks, und der Hauptumsatz wird mit Bier gemacht! Und viele dieser Pubs sind tatsächlich in ihrer Existenz bedroht, weil Nichtrauchende halt weniger häufig ausgehen und Rauchende, wie ich es auch tun würde, sich lieber zuhause, wo das Rauchen erlaubt ist, mit ihren FreundInnen treffen. Und der Lärm ... Was glauben Sie, wie das in der reichlich intoleranten Schweiz ausgehen wird? All die Rauchenden vor den Türen - würden Sie da in Nachbarschaft zu einer Beiz leben wollen? In fünf Jahren wird fast die Hälfte der Trinklokale geschlossen sein, der Initiative eines FDP-Politikers zum Dank. (Diese Schätzung beruht auf einer Erfassung der Lage der entsprechenden Lokale in Luzern.)

Und es geht Ihnen ja nicht darum, dass die Leute weniger rauchten. Die Auswirkungen auf die AHV wären fatal (minus 1,5 Mrd. Franken pro Jahr, Stand 2006, davon, dass wir im Schnitt 5 Jahre Lebenserwartung, also AHV-Bezug freiwillig abgeben, spreche ich noch nicht einmal), allein die vom BAG vorgesehenen regelmässigen Preiserhöhungen bringen dem Bund Mehreinnahmen von über 300 Mio. Franken jährlich. Deshalb auch der aktuelle Zwist BAG - EFD, bei dem es nun wirklich nicht um den Schmuggel geht, wie (FDP-)Bundesrat Merz im Oktober 2004 dem Tagi sagte. "Wir brauchen das Geld."Auch hier wäre der FDP-Politiker Gutzwiller gefordert, sonst stets schnell mit liberalen Parolen zur Hand: Kein Konsumprodukt ist von Staates wegen so überteuert wie der Tabak. Wie würden Sie sich stellen, wenn man im Verkehr endlich Kostenwahrheit schaffte und der Liter Benzin 4 Franken kostete? Diese Frage brauchen Sie nicht zu beantworten, ich weiss, was Sie und Ihre Fraktion davon hielten.

Herr Gutzwiller, ich werde wie gesagt Ihren Namen und Ihr Verhalten in Zukunft häufig zitieren. Wenn Sie also versuchen möchten, mir Ihre Motivation, den dreifachen Rittberger mit gestreckter Schraube zu erklären, den Sie als FDP-Vertreter, der eigentlich keiner ist, sobald es ihm passt, und als Präventivmediziner, der missliebige Fakten mit Leichtigkeit ignoriert, vollziehen, hier ist die Gelegenheit.

Und seien Sie gewiss: Ich lasse nicht locker.

Besten Gruss

Vampyrotheutis

Erster Schritt

Wir machen uns viel vor, sehen, was wir sehen wollen, und nicht, was ist. Sehr deutlich wurde es mir bei Diskussionen über zum Beispiel Klimawandel oder Luftverschmutzung. Themen, über die ich mir einiges an Kompetenz angelesen habe. Auch gebildete Menschen unterziehen sich einem eigenartigen Denkverbot, sobald der Verdacht aufkommt, sie müssten liebgewonnene Gewohnheiten ändern, um den aktuellen Gegebenheiten zu genügen.
Man hört dann Sachen wie "Der Klimawandel ist nicht schlimm", "Wir Menschen haben nichts zu tun damit", "Das mit dem Feinstaub ist eine Hysterie, angestachelt, um neue Abgaben eintreiben zu können" und so weiter.

Wenn ich dann mit Fakten aus der Wissenschaft konterte, wurde immer erst die Unabhängigkeit der Studien angezweifelt, und wenn ihnen dann die Felle davonschwammen, weil sich die angezweifelte Studie durch weitere Forschungsergebnisse erhärten liess, reagierten die meisten mit derselben Strategie: Die Fakten wurden zu Meinungen herabgewürdigt, und in einer Demokratie sind alle Meinungen gleich viel wert, also muss man wissenschaftliche Fakten nicht mehr ernst nehmen, da sie ja nur die Meinung einer ideologieverblendeten Minderheit abbilden.

Neulich ist mir eine Geschichte widerfahren, die genau diesen Mechanismus wunderschön illustriert:

Ich wollte Winterschuhe kaufen. In einem Geschäft sah ich einen schwarzen Stiefel, mit synthetischem Lammfell gefüttert, auf dem der Name "Che Guevara" als Label prangte, dazu das berühmte Foto. Ich nahm den Schuh, ging zu der Verkäuferin und fragte sie, was denn ein Dschungelkämpfer mit Synthofellfutter anfangen sollte. Sie erwiderte, soweit sie wisse, sei Che Guevara ein italienischer Schuhmacher.
Ich sagte, nein, das sei der Wegbegleiter von Fidel Castro gewesen bei der Kubanischen Revolution, man habe ihn 1967 in Bolivien erschossen.
Die Verkäuferin, in die Defensive gedrängt, weil sie merkte, dass ich zu dem Thema halt einfach mehr wusste:

"Sie haben Ihre Meinung, und ich habe meine!"

Ich widme dieses Blog allen italienischen Schuhmachern.