Freitag, Juni 08, 2007

Umwelt auf Platz Nummer 1 im Sorgenbarometer

Die Schweizerinnen und Schweizer machen sich grössere Sorgen um die Umwelt als um ihren Arbeitsplatz, wegen der Gesundheitskosten oder Jugendgewalt, zeigt eine Umfrage.

Zu ihrer grössten Sorge befragt, gaben 38% den ökologischen Zustand des Planeten Erde an. Für 24% ist es die Angst vor Arbeitslosigkeit, für 22% "Unsicherheit und Jugendgewalt" und 15% beunruhigen die Gesundheitskosten.
Dies zeigt eine Umfrage, welche das Westschweizer Magazin L'Hebdo am Donnerstag vorstellte. Das Institut MIS Trend befragte dazu 1200 Schweizerinnen und Schweizer, welcher der vier Problembereiche sie am meisten beunruhige.

Noch besorgter um die Umwelt waren 400 befragte Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft: 55% der Leader nannten den Zustand der Erde als grösstes Problem.

Um das Klima zu schützen, verlangen 58% der Befragten vom Bundesrat, strenge Vorschriften zu erlassen. Ein Drittel würde sogar Gesetze befürworten, welche die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz einschränken.
Allerdings sind zwei Drittel der Befragten guten Mutes, dass es gelingen wird, den Energieverbrauch zu halbieren, ohne den Lebensstandard verringern zu müssen.

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Da hat sich das Bild aber deutlich geändert. Vor noch nicht allzu langer Zeit stand die Sorge um die Umwelt recht weit hinten im Barometer. Vor allem bemerkenswert, dass sich die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft so deutlich äusserm. Es muss aber auch ein blindes Huhn sein, wer das wirtschaftliche Potenzial der Umstellung auf Nachhaltigkeit immer noch nicht einsieht. Nun, hier im Forum haben wir genügend Beispiele für diese Verdrängung der Realität - manche Poster bieten einem einen unmittelbaren Einblick in die verquere Gedankenwelt dieser Realitätsflüchtlinge.

Und das Umdenken tut Not: Wie "Umwelt Schweiz 2007" zeigt, ist der Druck auf die Umwelt immer noch viel zu gross. Die Lebens- und Konsumgewohnheiten machen die Fortschritte zunichte.

Die Treibhausgasemissionen - der Hauptgrund für die Klimaveränderungen - sind aber immer noch zu hoch. Zwischen 1970 und 2005 ist die Durchschnittstemperatur in der Schweiz um 1,5 Grad Celsius gestiegen. Die Schweizer Bevölkerung ist einer chronischen Belastung durch Ozon und Feinstaub ausgesetzt.
Der Verlust an Biodiversität ist ungebremst. 30 bis 60 Prozent der 50'000 einheimischen Pflanzen- und Tierarten sind heute mehr oder weniger akut gefährdet. Die Zerstückelung der Landschaft, die Zerschneidung von Ökosystemen und die Fragmentierung der Lebensräume setzen sich fort.
Gletscherschwund, Auftauen des Permafrosts und Veränderungen des Niederschlagsregimes rufen nach einer CO2-Reduktion und Strategien zur Anpassung an den Klimawandel. Heisst es in dem Bericht.
Luftverunreinigungen, Lärm, Chemikalien, extreme Wetterverhältnisse sowie Strahlungen stellen Gesundheitsrisiken dar. Unbestrittene Erkenntnisse liegen bezüglich Luftverschmutzung vor. Durch die Verringerung von Ozon und Feinstaub muss deshalb die Luftqualität weiter verbessert werden.

Als grösste Herausforderung bezeichnen BFS und BAFU die nachhaltige Nutzung der knappen natürlichen Ressourcen. Jedes Jahr werden in der Schweiz rund 100 Millionen Tonnen Materialien verbraucht. Das sind 14 Tonnen pro Einwohnerin und Einwohner. Nur ein Viertel dieser Materialien ist erneuerbar. Der Bericht fordert deshalb die Ausarbeitung einer kohärenten Ressourcenpolitik.

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Es ist aber auch nicht ganz einfach, sich einigermassen informiert zu halten, wenn die Industrie immer noch so viel Geld in die Desinformationskampagnen steckt.
Allerdings gibt es deutliche Anzeichen dafür, dass eine neue Generation von Leadern sich vom rigiden Glaubenssystem "Umweltschutz = grün = schlecht" löst, ein paar einfache Rechnungen anstellt und das wirtschaftliche Potenzial der Umstellung erkennt.

Nun, es handelt sich um eine Gewohnheit. Und zwar eine relativ junge, die sich auch ändern lässt. Und diese Änderung wird vollzogen werden, mögen die Dinosaurier auch noch so blöken und die Neandertaler ihre Steinkeile schwingen.

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